An zwei Messetagen verwandelt sich die Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig in eine Lesebühne von „Leipzig liest“: Die Autorin und Journalistin Julie von Kessel liest am 23. März um 20 Uhr aus ihrem Roman „Altenstein“, der gerade druckfrisch bei Kindler erschienen ist. Am 24. März um 20 Uhr stellt der Autor und Regisseur Bernd Schroeder seinen neuen Roman „Warten auf Goebbels“ (Verlag Carl Hanser) vor.
Beide Lesungen finden im Foyer der Hochschulbibliothek in der Gustav-Freytag-Straße 40 statt – der Eintritt ist frei.
"Altenstein"
Die Zeitläufe spülen Agnes von Kolberg und ihre zehn Kinder aus Ostpreußen in die wenig glamouröse Bundesrepublik. Alle finden ihren Platz, nur Konrad, der Jüngste, kämpft lange um einen Lebensentwurf. Zu laut klingt ihm Agnes ständige Frage aus seiner Kindheit im Ohr: "Konrad, was hast du heute schon für deine Unsterblichkeit getan?"
In der Wiedervereinigung sieht er die Chance, das Land seines Vaters in Brandenburg wiederzubekommen. Mit Gut Altenstein möchte er endlich an die vermeintlich glorreiche Zeit der Familie anknüpfen. Seine Geschwister sind entsetzt. Der Konflikt um das Gut reißt alte Verletzungen auf, in ihrer einst verschworenen Gemeinschaft entsteht ein tiefer Graben.
Schnörkellos und mit großer Unmittelbarkeit erzählt Julie von Kessel von der engen Verbundenheit und vom Zerfall einer Familie.
Autorin Julie von Kessel ist Journalistin und arbeitet seit mehr als zehn Jahren beim ZDF. Sie wuchs in Helsinki, Wien, Zagreb, Bonn und Washington D.C. auf und lebt mit ihrer Familie in Berlin.
"Warten auf Goebbels"
Anfang 1945. Berlin steht in Flammen. Doch die UFA dreht einen Film über den Tag, an dem der Führer mit seinem Volk in Berlin den Sieg feiern wird, den Sieg des Dritten Reichs über die ganze Welt. Die Festrede wird Goebbels halten.
Irgendwo in der Heide saust ein Motorrad durch schöne Kulissen, zeigt der Vater seinem Sohn, wofür er in Russland gekämpft hat. Gedreht wird im Auftrag des Propagandaministeriums, noch einmal wird den Deutschen Mut gemacht, Mut im letzten Augenblick. Bernd Schroeders verblüffender Roman bringt alles zusammen: das Lächerliche und das Grauenvolle, die großen Lügen, die keiner glaubt, und die kleinen Intrigen auf dem Set. Während berühmte Schauspielerinnen und ehrgeizige Statisten, schwule Stars und diktatorische Regisseure immer weiterspielen, wissen doch alle, das Ende ist da. Doch das Schlimmste kommt noch vorher: Goebbels spielt Goebbels. Das Warten beginnt.
Ein Roman, der die große Katastrophe in einem grotesken Endspiel spiegelt; eine Arche Noah der Eitelkeit mitten im Weltuntergang.
Autor Bernd Schroeder, geboren 1944 im heute tschechischen Aussig, wuchs im oberbayerischen Fürholzen auf. Er lebt in Berlin. Als Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele erhielt er 1985 den Adolf-Grimme-Preis, 1992 den Deutschen Filmpreis.